Nun wird es hochinteressant! Was meint der Gesetzgeber mit dem „gewöhnlichen Geschäftsverkehr“? Oberflächlich betrachtet würde es bedeuten, der Geschäftsverkehr zwischen „jedermann“. So wie es immer läuft, so wie es schon zu Opas Zeiten lief oder auch morgen noch läuft… aber genau das ist eben nicht der gewöhnliche Geschäftsverkehr.
Das Wort gewöhnlich assoziiert „Gewohnheiten“, „was man so gewohnt ist“. Darin steckt interessanterweise auch noch das Wort „wohnen“. Und das wiederum kommt, wie wir in Wikipedia nachlesen können, vom althochdeutschen wonên: „zufrieden sein“, „wohnen“, „sein“, „bleiben“ . Eine Behaglichkeit kommt darin zum Ausdruck. Ein Geschäft, das darauf hinausläuft, daß alle Parteien zufrieden sind, könnte man auch sagen.
Aber Achtung: Hochhäuser in der Finanzmetropole Frankfurt werden für gewöhnlich nicht im Immoportal „xyz“ gehandelt. Sie sind gerade nicht für jedermann. Und dennoch haben sie einen für Hochhäuser gewöhnlichen Geschäftsverkehr. Einen Raum – ggf. der ganze Planet – in dem sich das Geschäft, oft über Kontinente hinweg, abspielt. Verrauchte Büroräume, in dem übernächtigte Anwälte dicke Papiere für die Kaufdurchführung austüfteln, studieren, nachkorrigieren. Im Namen von Verkäufern – z.B. Fantasia Fonds China Invest und Käufern – z.B. Staatlicher Pensionsfonds der Republik Bolschawia.
Das Beispiel mag extrem klingen, aber es zeigt durchaus, daß bei der Verkehrswertermittlung einer jeden Immobilie zu hinterfragen ist: Was ist bei diesem Objekt der gewöhnliche Geschäftsverkehr? Wie läuft der Hase da?
Um das Beispiel noch etwas fortzuschreiben: Während im gewöhnlichen Geschäftsverkehr eines Einfamilienhauses über scheinbare Kleinigkeiten lange hin und her verhandelt wird, sind bei großen, zählt im gewöhnlichen Geschäftsverkehr zwischen Investmentfonds oder auch privaten Großinvestoren vor allem eines: Wie lange laufen die Mietverträge und was sind die Erträge in den nächsten 5-10 Jahren?
Man sollte also nicht davon ausgehen, daß der gewöhnliche Geschäftsverkehr eine ganz gewöhnliche Sache ist. Im Gegenteil. Man sollte ihn besser genau kennen und herausfinden, welche Käufer für diese Immobile in Frage kommen und welchen Gewohnheiten diese folgen?